Kulturelle Unterschiede zwischen Slowenien und Österreich

Slowenien und Österreich
Slowenien und Österreich

Trotz der geografischen Nähe, einem ähnlichen religiösen Hintergrund und der gemeinsamen Geschichte unterscheiden sich Österreich und Slowenien kulturell stark voneinander.

Österreich und Slowenien teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Beide Länder waren von den Kelten und Römern besiedelt und ein großer Teil Österreichs von den Slawen. Von 1335 bis 1918 waren wir gemeinsam Teil der Habsburger Monarchie. Beide Länder wurden von der gleichen sozialen, kulturellen und institutionellen Entwicklung beeinflusst.

Natürlich gibt es aber auch viele Unterschiede zwischen den beiden Nachbarländern. Zum einen wäre das der Sprachunterschied. Zum zweiten war Österreich Teil der „westlichen Welt“, während Slowenien zur Sozialistischen föderativen Republik Jugoslawien gehörte. Nach 1991 wurde das selbständige Slowenien zu einem Staat im Übergang. McKenzie und Merrliess (2008) schrieben dazu: „Within transition economies, the political and economic landscape may have changed, but the majority of people’s daily lives were shaped under the previous economic and political system. The implication is that the communist way of thinking, and one’s perception of society and how it works may not have been changed.” (p. 124).

Im folgenden finden sich einige interessante Ergebnisse der GLOBE-Studie - GLOBE study (https://globeproject.com/) über nationale und kulturelle Unterschiede, die unter Managern in Slowenien und Österreich durchgeführt wurde. An der Studie beteiligten sich 169 Manager aus Österreich und 254 aus Slowenien. Insgesamt 61 Länder nahmen an der Studie teil.

Skala: (1 – NIEDRIG bis 7 – HOCH)

  • Leistungsorientierung

Das Ausmaß, in dem eine Gesellschaft den Einzelnen ermutigt und ihn dafür belohnt, sich ambitionierte Ziele zu stecken und seine Leistung zu verbessern.

Österreich: 4.44 (HOCH)

Slowenien: 3.66 (NIEDRIG)

Die Studie von Meierewert (2009) zeigte außerdem, dass sich Österreicher stark mit einer Aufgabe identifizieren (in Verbindung mit der hohen Leistungsorientiertheit), während man sich in Slowenien eher mit Teamarbeit identifiziert (in Verbindung mit der Neigung, Loyalität und Beziehungen in der Gesellschaft zu betonen, was typisch für Gesellschaften mit niedriger Leistungsorientiertheit ist).

  • Zukunftsorientierung

Eine stark zukunftsorientierte Gesellschaft kann als Gesellschaft mit einem starken Wunsch nach Vorhersehbarkeit der veränderbaren und unvorhersehbaren Zukunft charakterisiert werden, sowie eine Gesellschaft mit Zielen und Strategien zur Erreichung dieser Ziele.

Österreich: 4.46 (HOCH)

Slowenien: 3.59 (NIEDRIG)

Österreich lag in dieser Kategorie von 61 Ländern an 6. Stelle, während in Bezug auf die Zukunftsorientiertheit Slowenien zum letzten Drittel der Länder gehört.

 

  • Selbstbewusstsein

Definition: „Als Selbstbewusstsein bezeichnen wir Verhaltensmuster, die Konflikte in der Kommunikation und die dazugehörigen negativen Gefühle verhindern können. Es ist die Fähigkeit, seine Meinung, seine Überzeugungen, Rechte, Bedürfnisse oder Gefühle offen zu äußern und dabei gleichzeitig den Gesprächspartner zu respektieren.“

Österreich nimmt laut Studie den 6. Platz ein (hohes Selbstbewusstsein), während Slowenien auf Platz 40 von 61 Ländern rangiert.

Österreich: 4.62 (HOCH)

Slowenien:  4.00 (NIEDRIG)

Interessant ist auch, dass Slowenien nach einer Studie von Den Hartog eine typisch weibliche, Österreich jedoch eine eher männliche Gesellschaft ist.

Laut einer Untersuchung von Fink und Meierewert (2009) gibt es in Slowenien eine starke Tendenz zur Harmonie und zu „gesichtswahrendem“ Verhalten.

 

  • Gruppenbezogener Kollektivismus

Eigenschaften einer solchen Gesellschaft sind:

- wichtige Entscheidungen werden in der Gruppe getroffen,

- Beiträge, Aufgaben, Pflichten gegenüber der Gruppe sind sehr wichtig,

- Konfliktvermeidung, Konfliktlösung und das Suchen nach Kooperationstaktiken.

Österreich: 4.85 (NIEDRIG)

Slowenien: 5.43 (HOCH)

Was die Bedeutung des gruppenbezogenen Kollektivismus in der Gesellschaft angeht, liegt Slowenien im Ranking vor Österreich.

 

  • Unsicherheitsvermeidung

Diese kulturelle Dimension untersucht die Unsicherheitsvermeidung, das heißt, Vorhersehbarkeit, Ordnung, Regeln und Formalisierung werden in Gesellschaften mit hoher Unsicherheitsvermeidung höher geschätzt als die Tolerierung von Unsicherheit. Solche Gesellschaften bevorzugen besser ausformulierte Interaktionsmodelle, in welchen man sich auf Regeln, die Politik und geregelte Abläufe verlässt und es eine stärkere Abneigung gegenüber informellen Interaktionen gibt, welche wiederum durch eine geringere Berücksichtigung von Regeln und Dokumentationen, eine stärkere Neigung zur Annahme von Risiken und eine weniger ablehnende Haltung gegenüber Veränderungen gekennzeichnet sind.

In diesem Fall ist der Unterschied zwischen Slowenien und Österreich am größten.

Österreich: 5.16 (HOCH)

Slowenien: 3.78  (NIEDRIG)

Auch einige andere Untersuchungen zeigen, dass es in den ehemaligen kommunistischen Staaten immer noch ein hohes Maß an Skepsis gegenüber allem Formalem gibt, während es dort nach wie vor normal ist, formalen Regeln und Abläufen mit Hilfe von informellen Beziehungen auszuweichen. Österreichische Manager, die mit Osteuropa zusammenarbeiten, betonen dabei die höhere Bedeutung von freundschaftlichen und familiären Beziehungen im Gegensatz zu formalen Vertragsbeziehungen in diesen Ländern. Meierewert (2009) fügt noch hinzu, dass sich Österreicher eher auf schriftliche Informationen verlassen, während in Slowenien der mündliche Informationsaustausch vorherrschend ist.

  • Gleichheit der Geschlechter

Ein hohes Maß an Gleichheit der Geschlechter bedeutet die Minimierung der Unterschiede zwischen ihnen. In solchen Gesellschaften gibt es mehr Frauen in Führungspositionen, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Gesellschaft allgemein.

Österreich: 3.09 (NIEDRIG)

Slowenien: 3.96 (NOCH)

In dieser Kategorie gehört Slowenien zu den vier höchstgereihten Ländern, während Österreich nur Platz 45 einnimmt.

Den Vortrag hielt Vito Bobek im Rahmen des Projektes Connect SME Plus.